Wie entwickeln sich Vergütung und Preisstrukturen im Influencer Marketing?
Aufgrund der wirtschaftlichen Lage – sowohl lokal als auch global – beobachten wir definitiv einen Wandel hin zu performanceorientierten Bezahlmodellen. Marken legen heute mehr denn je Wert auf messbaren ROI und versuchen, Influencer Marketing mit anderen Marketingkanälen zu vergleichen. Die Preisstrukturen entwickeln sich entsprechend weiter.
Gerade in Deutschland, einem der teuersten und komplexesten Märkte Europas, sehen wir dennoch spürbare Veränderungen. Aus eigener Erfahrung weiß ich: 2014 haben wir 50 € für einen Instagram-Post gezahlt – heute kann ein Influencer mit vergleichbaren Zahlen problemlos rund 7.000 € verlangen.
Influencer werden heute nicht mehr nur als Markenbotschafter oder Reichweitenkanäle gesehen. Sie sind fester Bestandteil des Vertriebssystems einer Marke und tragen direkt zur Conversion bei. Deshalb experimentieren Marken zunehmend mit performancebasierten Kooperationsmodellen, die sowohl effektiv als auch skalierbar sind.
Wir sehen immer mehr Verträge mit Reichweitengarantien, Affiliate-Mechanismen oder Bonusmodellen für Performance. Influencer werden dadurch eher wie Vertriebspartner behandelt. Gleichzeitig steigt auch der Konkurrenzdruck – vor allem, weil Tools wie Kolsquare die Auswahl und Leistungsanalyse vereinfachen.
Natürlich gibt es Unterschiede je nach Branche. Luxus, High-End-Fashion, Tech oder Nischen-Creator erzielen nach wie vor sehr hohe TKPs – nicht nur in Deutschland, sondern auch in Ländern wie Österreich oder den Nordics.
Besonders Fashion- und Beauty-Brands mit eigenen Online-Shops sind offener für performancebasierte Modelle – weil sie Ergebnisse direkt tracken können.
In Branchen wie Food & Beverage, wo der Verkauf über Handelspartner läuft, ist die Attribution schwieriger – das bremst den Umstieg auf Performance-Vergütung noch etwas.
Warum ist der deutsche Markt so teuer im Vergleich zu anderen?
Dafür gibt es mehrere Gründe – der wichtigste ist das Steuersystem. Viele Influencer in Deutschland sind als Einzelunternehmer tätig und je nach Rechtsform mit hohen Steuerlasten konfrontiert.
Hinzu kommt die Künstlersozialkasse (KSK): Marken müssen bei der Zusammenarbeit mit Kreativen in Deutschland einen Aufschlag von 5 % zahlen. Dieser Betrag wird automatisch auf die Gage aufgeschlagen – Ausnahmen gibt es nur selten.
Diese steuerlichen und administrativen Zusatzkosten machen die Zusammenarbeit deutlich teurer.
Sind die Preise in Deutschland – wie in anderen Märkten – gesunken oder stabil geblieben?
Das kommt auf die Größe des Influencers an. Bei Micro- und Mid-Tier-Influencern haben sich die Preise stabilisiert oder sind leicht gesunken.
Bei Top-Creatorn mit loyaler Community, hoher Engagementrate und stabiler Performance hat sich dagegen kaum etwas verändert. Sie kennen ihren Wert – und können entsprechend hohe Honorare weiterhin verlangen.
Glaubst du, dass der Trend zu performancebasierten Vergütungsmodellen fairer ist?
Das kommt auf die Kampagne an – aber es ist auf jeden Fall hilfreich, gewisse Benchmarks zu haben, vor allem für kleinere Marken oder beim Eintritt in neue Märkte. Wir haben zum Beispiel Tools wie Kolsquare als sehr wertvoll empfunden, wenn wir Kampagnen in Märkten wie Saudi-Arabien gestartet haben, in denen uns historische Daten gefehlt haben.
Benchmarks auf Basis von Leistungsdaten ermöglichen eine bessere Kampagnenplanung und Budgetallokation. Aber man muss flexibel bleiben und bedenken, dass manche Influencer einen einzigartigen Mehrwert bringen, der sich nicht so leicht in Zahlen fassen lässt – etwa durch Nischenexpertise oder mediale Sichtbarkeit. Das sollte sich auch in der Vergütung widerspiegeln.
Man darf den menschlichen Faktor nicht vergessen. Am Ende geht es beim Influencer Marketing immer noch um Menschen. Qualitative Faktoren müssen bei der Frage nach fairer Bezahlung berücksichtigt werden.
Manche sagen, die Branche würde von standardisierten Preisstrukturen profitieren. Wie siehst du das?
Es besteht die Gefahr, sich zu sehr auf standardisierte Preis-Tools zu verlassen. Wir haben zum Beispiel kürzlich eine Kampagne mit dem Europäischen Patentamt durchgeführt – mit Science Creators, nicht den typischen Lifestyle-Influencern. Da kann man nicht einfach den TKP anlegen. Ihre Inhalte erfordern deutlich mehr Fachwissen und Zeit. Der Wert und das Honorar müssen das widerspiegeln.
Standardisierung kann zwar für mehr Transparenz sorgen und Marken helfen – aber sie birgt auch die Gefahr, wichtige Nuancen zu übersehen: etwa die Komplexität des Contents, Nischenwissen oder öffentliche Sichtbarkeit. Es ist ein zweischneidiges Schwert.
Außerdem ist es unfair, automatisch davon auszugehen, dass kleinere Influencer weniger verdienen sollten. Auch sie investieren oft viele Stunden in ein Video – genauso wie große Influencer. Deshalb haben wir als Agentur eine Mindestvergütungspolitik eingeführt, um faire Bezahlung für alle zu garantieren.
Wie entwickelt sich der Trend zu langfristigen Verträgen oder Paket-Deals?
Kurzfristige Aktivierungen sind weiterhin üblich, aber wir setzen seit jeher auf langfristige Partnerschaften. Eine kontinuierliche Zusammenarbeit ermöglicht es den Creators, die Marke besser kennenzulernen – das steigert die Authentizität und die Loyalität. Diese langfristigen Beziehungen geben uns auch die Möglichkeit, verschiedene Formate und Botschaften zu testen, was die Performance verbessert und Kosten effizienter macht.
Oft starten wir mit einer Einzelkooperation. Wenn sie gut läuft, versuchen wir, sie in eine langfristige Partnerschaft zu überführen. Das sichert stabile Ergebnisse über einen längeren Zeitraum – und ermöglicht es uns, über Exklusivität zu verhandeln. Das wird in Deutschland immer häufiger, teilweise sogar mit Buyouts zusätzlich zum Grundhonorar.
Wie geht ihr mit dem steigenden administrativen Aufwand um – vor allem bei großen oder internationalen Kampagnen?
Der Aufwand kann sehr hoch sein, vor allem wenn viele Akteure involviert sind: Marken, Agenturen, Influencer, Talent-Manager. Auch die Zahlungsabwicklung unterscheidet sich je nach Land. In Deutschland ist pünktliche Bezahlung extrem wichtig. Verzögerungen führen oft zu sofortigen Mahnungen oder sogar Verzugszinsen. Wir hatten sogar schon Fälle, in denen Influencer Vertragsstrafen für verspätete Zahlungen festgeschrieben haben.
Diese Dringlichkeit hängt auch mit dem Steuersystem zusammen. In Deutschland müssen Selbstständige ihre Steuern im Voraus zahlen – oft aus eigener Tasche. Wenn Zahlungen ausbleiben, kann das schnell zum Problem werden.
Die Branche wird insgesamt professioneller. Es gibt mehr Verträge, klare Zahlungsbedingungen und bessere rechtliche Rahmenbedingungen. Zahlungsausfälle werden immer seltener.
Gleichzeitig äußern sich Influencer heute viel offener über schlechte Erfahrungen. Sie zögern nicht, unprofessionelle Partner öffentlich zu kritisieren. Der Ruf ist daher ein zentrales Thema – für Agenturen, Marken und Creator gleichermaßen.
Über Kolsquare
Kolsquare ist Europas führende Influencer Marketing Plattform, eine datengesteuerte Lösung, mit der Marken ihre Bekanntheit und ihren Umsatz durch authentische Content-Kollaborationen mit inspirierenden KOLs (’Key Opinion Leader’) steigern können.Unsere innovative Technologie ermöglicht es, durch AI und Big Data die besten KOL-Profile zu identifizieren Marketingkampagnen zu erstellen und verwalten, Ergebnisse zu analysieren und Wettbewerber zu analysieren - alles in einem Tool.Kolsquare arbeitet mit Hunderten von internationalen Kunden zusammen (Coca-Cola, Netflix, Sony Music, Publicis, Sézane, Sephora, El Corte Inglés, Vinted, u.v.m. ) und bietet Zugang einer umfassenden Datenbank an KOLs, die alle Profile mit mehr als 5000 Followern in 180 Ländern auf Instagram, TikTok, Twitter, Facebook und YouTube abdeckt. Intuitive Automatisierungssoftware, Big Data, und eine Reihe von Add-ons und Integrationen (z.B. Shopify) optimieren dazu den Workflow und ermöglichen Marken und Agenturen, effizient den perfekten Partner für ihre Zielgruppe zu finden und einen dauerhaften ROI und Markenbekanntheit zu sicher.
Kolsquare ist eine registrierte B Corporation. Die Firma spendet 1% ihrer Umsatzes an gemeinnützige Organisationen und setzt sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien und Influence ein.
Seit Oktober 2024 ist Kolsquare Teil von Team.Blue, einem führenden digitalen Enabler für Unternehmen in Europa, der aus über 60 erfolgreichen Marken in den Bereichen Webhosting, Domains, E-Commerce, Online-Compliance, Lead-Generierung, und soziale Medien besteht.