Diversität und Inklusion: "Es liegt in der Verantwortung der Marken, dass die Verbraucher einen Sinn im Konsumieren finden"
Wie schaffen es Marken, inklusive Kampagnen aufzusetzen? Welche Hindernisse gibt es, und welche Benefits können sie erwarten? Die Autorin Marie Munza, Expertin für digitales Marketing und Gründerin der Black'influencers Agency, spricht im Interview über die zunehmende Vielfalt im Influencer Marketing.
2020 war der Höhepunkt der #blacklivesmatter-Bewegung. Vielfalt und Inklusion wurden auch Themen im Influencer Marketing. Hat diese Entwicklung seitdem nachgelassen?
Das denke ich nicht. Vielfalt ist ja die DNA jeder Gesellschaft – egal, ob es um soziokulturelle Profile, Religion, Geschlecht oder sexuelle Orientierung geht. Und immer mehr Marken sind dafür sensibilisiert. Die Verbraucher:innen müssen sich in den Influencer:innen wiedererkennen, und die Marken sind sich dessen zunehmend bewusst. Dass sie also integrativ mit unterschiedlichen Profilen arbeiten wollen, ist definitiv ein Fortschritt. Und ich habe nicht das Gefühl, dass diese Entwicklung nachgelassen hätte – im Gegenteil: Die Umsätze sind sogar gestiegen. Früher gab es gewisse Zielgruppen im Grunde nicht, und die Marken haben nicht mit ihnen kommuniziert. Heute machen sie einen immer größeren Anteil am Umsatz aus.
Über Influencer Marketing erreicht man also ein neues Publikum?
Auf jeden Fall. Die Nachfrage kommt sowohl von den Agenturen als auch von den Konsument:innen. Sieh Dir zum Beispiel Marken wie L'Oréal an: Als ich eine Teenagerin war, kam meine Hautfarbe im Marketing nicht vor. Doch heute gibt es ein starkes Bewusstsein dafür, dass Profile mit unterschiedlichen Hintergründen wichtige Konsument:innen sind – und das sie repräsentiert sein müssen. Das hat nicht nur soziale Auswirkungen, sondern auch wirtschaftliche.
Beautymarken wie Dove oder Sephora positionieren sich seit langem in diesem Sinn. Sind Vielfalt und Inklusion in anderen Branchen schwieriger umzusetzen?
Bei gewissen Marken der Mode- und Schönheitsbranche sind diese Themen tatsächlich viel präsenter, manche von ihnen leisten echte Pionierarbeit. In anderen Bereichen setzt sich das Thema erst nach und nach durch. Es ist wohl auch eine Frage der Bildung, denn wir sprechen hier ja nicht nur über Influencer Marketing, sondern über Politik. Es geht um die Gleichstellung von Männern und Frauen, um ein gesellschaftliches Phänomen und nicht zuletzt um die Wirtschaft in einem florierenden Markt. Zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik existieren viele Brücken.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich für Vielfalt in der Wirtschaft zu engagieren. Und es liegt in der Verantwortung der Marken, dafür zu sorgen, dass die Konsument:innen Sinn in ihrem Konsum finden. Manchmal geschieht das nur strategisch, aber manchmal ist es ein echtes Erwachen. Danach geht es darum, eine Position einzunehmen, die zu deinem Markenimage passt. Vielfalt ist jedenfalls nicht auf die Mode- und Schönheitsbranche beschränkt. Das Thema verbreitet sich in immer mehr Bereichen, weil auch das gesellschaftliche Bewusstsein dafür wächst.
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Manche Menschen kritisieren, Vielfalt und Inklusion würden zu sehr in den Vordergrund gerückt. Was entgegnest Du?
Diese Reaktion ist wenig überraschend, sobald Unternehmen dabei unaufrichtig sind - also die Werte, für die sie scheinbar eintreten, nicht ehrlich vertreten. Die Verbraucherinnen und Verbraucher wissen sehr genau, wer versucht, auf einer Welle zu surfen, und wer einen echten, aufrichtigen Ansatz hat. Es kommt auf die Geschichte einer Marke an, auf die Art und Weise, wie sie sich positioniert und vor allem darauf, dass sie Klischees vermeidet.
Was rätst Du Marken, die in ihrer Influencer-Kommunikation soziale Themen ansprechen wollen?
Das wird nur funktionieren, wenn vom Unternehmen ein ehrlicher Impuls ausgeht. Surft man nur auf einer Welle, wird man damit scheitern. Es ist eine Selbstverpflichtung anhand einer langfristigen Strategie, und die muss in der Unternehmensführung angesiedelt sein. Letztlich geht es um eine Unternehmenskultur, die glaubhaft für Vielfalt und Integration steht. Bevor man eine entsprechende Kampagne mit Influencer:innen startet, bedarf es auch eingehender interner Diskussionen darüber, was man unter dem Konzept der Vielfalt eigentlich versteht.
In der Praxis sollten die Unternehmen Unterstützung von externen Partnern suchen. Wir arbeiten mit dem AFMD (Französischer Verband der Diversity-Manager) zusammen, der in die Unternehmen geht, um Führungskräfte zu schulen und die DNA der Diversity-Themen weiterzugeben.
So kann man ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem sich die Menschen einbezogen fühlen. Denn was bedeutet Vielfalt letztendlich? Wenn es in einem Unternehmen – oder in einer Markenkampagne Menschen gibt, die so aussehen wie wir, identifizieren wir uns mit ihnen. Wir identifizieren uns mit ihrer Geschichte, und wir fühlen uns wertgeschätzt. Heute haben die Marken verstanden, dass Inklusion auch ein Spiegel der Gesellschaft ist.
Entsprechende Influencer-Kampagnen müssen also Verkörperungen der Marke selbst sein?
Ja, man kann die Kampagne und das Markenimage nicht voneinander trennen. Ich sage unseren Partnern, mit denen wir an Inklusionsprojekten arbeiten, oft, dass ihr Markenimage gestärkt wird, weil es heute auch eine soziale Wirkung hat. Und sowohl die Marken als auch die Influencer:innen sind sich immer häufiger dieser Tatsache bewusst.
Ob Influencer:in oder Marke: Dieser Ethik müssen wir uns annähern, als Antwort auf die Erwartungen des Marktes. Es ist wichtig, Minderheiten zu repräsentieren, aber Du darfst es nicht auf eine stereotype Art und Weise tun, die als verächtlich oder unzureichend informiert angesehen werden kann. Du musst Dich auch wirklich für die andere Kultur interessieren, die du vermitteln willst, oder für verschiedene Diversitätsprofile. Aber natürlich verbessert es auch die Leistung. Das ist erwiesen. Minderheiten sind Konsumenten. Das haben wir bei Kampagnen gesehen, vor allem bei Nike, die einige interessante Kampagnen durchgeführt haben.
Verschiedene Studien und anekdotische Belege deuten darauf hin, dass BIPOC-Creators schlechter bezahlt werden.
Ich will ganz offen sagen, wie wir den Preis für das Talent eines Influencers oder einer Influencerin definieren. Die Kreativen, die weniger gut bezahlt werden als kaukasische Profile, sind sicherlich Freiberufler, die direkt mit den Marken zusammenarbeiten.
Natürlich werden Marken möglichst niedrige Preise anbieten, und es liegt an den Kreativen, ob sie das Angebot annehmen oder nicht. Aber Agenten nutzen Tools wie Kolsquare, die es ermöglichen, auf der Grundlage von Statistiken wie der Engagement Rate und den durchschnittlichen Views den Vergütungssatz zu bestimmen.
Wir vertreten bei BLK Agency Talente aller Couleur, und die Preise sind für alle gleich: Sie richten sich nach den Statistiken der Creators. Ich habe Gerüchte über schlechtere Bezahlung natürlich auch schon gehört. Ich will nicht verallgemeinern, aber vielleicht neigen BIPOC-Creators dazu, ihre Preise zu senken, weil sie glauben, dass sie so bessere Chancen haben, den Job zu bekommen. Aber was die Agenturen angeht, sind die Preise absolut nachvollziehbar.
Über Kolsquare
Kolsquare ist Europas führende Influencer Marketing Plattform, eine datengesteuerte Lösung, mit der Marken ihre Bekanntheit und ihren Umsatz durch authentische Content-Kollaborationen mit inspirierenden KOLs (’Key Opinion Leader’) steigern können. Unsere Technologie ermöglicht es, durch AI und Big Data die besten KOL-Profile zu identifizieren Marketingkampagnen zu erstellen und verwalten, Ergebnisse zu analysieren und Wettbewerber zu analysieren - alles in einem Tool. Kolsquare arbeitet mit Hunderten von internationalen Kunden zusammen (Coca-Cola, Netflix, Sony Music, Publicis, Sézane, Sephora, El Corte Inglés, Lacoste, u.v.m. ) und bietet Zugang einer umfassenden Datenbank an KOLs, die alle Profile mit mehr als 5000 Followern in 180 Ländern auf Instagram, TikTok, Twitter, Facebook und YouTube abdeckt. Intuitive Automatisierungssoftware, Big Data, und eine Reihe von Add-ons und Integrationen (z.B. Shopify) optimieren dazu den Workflow und ermöglichen Marken und Agenturen, effizient den perfekten Partner für ihre Zielgruppe zu finden und einen dauerhaften ROI und Markenbekanntheit zu sicher.Kolsquare ist eine registrierte Benefit Corporation. Die Firma spendet 1% ihrer Umsatzes an gemeinnützige Organisationen und setzt sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien und Influence ein.